Jeder Dialog ist willkommen!
In der Kunstwelt der Moderne war es verpönt, Aufträge anzunehmen. Man fürchtete die Verfälschung der Werkauthentizität durch Einmischungen von außen. Die Kunst sollte kompromisslos und autonom sein. Sie sollte sich deutlich vom Kunsthandwerk und von der Entstehungsweise traditioneller Kunst abgrenzen. Seit der Jahrtausendwende hat sich diese Haltung wieder geändert, die Auftragskunst boomt. Das mag dann eine bedenkliche Entwicklung sein, wenn ein Werk innerhalb eines engen, von außen gesetzen Rahmens zum bloßen Dekor herabsinkt oder lediglich zum Prestige eines Unternehmens oder Auftraggebers beizutragen hat.
In offeneren und kunstbezogeneren Ausgangssituationen bietet die Abkehr vom Auftragstabu jedoch interessante Möglichkeiten. Der auch hier entstehende Rahmen bzw.
das Bedingungsgefüge stellen zur Freiheit der Kunst keinen Widerspruch dar.
Denn Freiheit braucht immer einen Rahmen, um nicht willkürlich zu werden. Gestaltungsautonomie und Vorgaben sind keine unvereinbaren Gegensätze, sondern verhalten
sich sehr häufig komplementär zueinander. Vorgaben, Einschränkungen und Wünsche durch einen Auftraggeber können spannende Herausforderungen darstellen, solange es nicht zur Selbstverleugnung
kommt und das Ergebnis schlüssig aus dem Prozess und der Werklogik hervorgeht. Ein Dialog mit Auftraggebenden bietet grundsätzlich die Möglichkeit, den bereits bestehenden Dialog zwischen
Produzent und Bild zu erweitern und neu zu beleben.
GERÜST: Prinzipiell kehren zwei Aufbauprinzipien regelmäßig wieder:
zum einen (meist) horizontale Streifen, zum anderen Ballungen, Verstrebungen und Leere.
MOTIVE: Atmosphäre, Empfindung, Semantik. Aus unterschiedlichen Kontexten, beispielsweise aus der Philosophie oder Psychologie, werden Begriffe oder Fragestellungen relevant. Natürlich können Bilder weder Begriffe klären noch Fragen erörtern. Aber sie können, durch Andeutungen (Visualisierungen) von Assoziationen, Eindrücken, Verbindungen, Begriffsnetzen und Gedanken, einen Raum erzeugen; einen EREIGNISRAUM. Sie können gesammelte Empfindungen in Zusammenhang bringen.
In Skizzenbüchern, welche Zeichnungen und Collagen enthalten, entstehen zunächst relativ chaotische "Rhizome" (Gilles Deleuze) aus Text- und Bildversatzstücken. In der weiteren Bildproduktion wird mein gewonnenes "Vokabular" gefiltert, reduziert und bedacht und erneut chaotisiert. Da die Motive aus verschiedenen Kontexten stammen, entstehen Überlagerungen oder Verbindungen mehrerer semantischer Ebenen, unterschiedlicher Räume und Zeiten. INTER. Infolgedessen überschneiden sich auch die Bereiche der persönlich erlebten Wirklichkeit und der kollektiv geteilten, mitunter digitalen Virtualität.
Da der Charakter der Montage meist erhalten bleibt, besteht zwangsläufig eine Nähe zu dadaistischen und surrealistischen Bildkompositionen.
FARBGEBUNG: Innerhalb einer Serie kommt es auch zu Variationen, beispielsweise der Farbsättigung. Der Prozessverlauf beginnt bei
ungebrochenen, reinen Farben und endet in farbreduzierten oder sogar monochromen und grauen Klängen. Oder die Farben steigen von dunklen Anfängen zu lichten Zuständen auf.
FORMGESTALTUNG: Isolierte Bildelemente gehen im Laufe einer Serie häufig in diaphane oder formoffene Zustände über; sie verflüchtigen oder
durchdringen sich, zerfließen oder gehen ineinander über. Die Ebenen lösen sich auf, die Bildgefüge verschwinden, Begrenzungen zerfallen - und nehmen erneut Gestalt an.